Sonntag, 28. Juli 2013

Fazebook und Edgar Wallake



Fazebook und Edgar Wallake


Der Herr Heinevetter kann kein Englisch. Hat er früher nicht gelernt und später wollte er nicht mehr. Wir leben in Deutschland, sagt er immer zu dem Fräulein Grete Meier. Und da spricht man deutsch.

Alles andere ist Unsinn. In England spricht man ja schließlich auch nur englisch und kein deutsch.

Wo er recht hat er recht.

Da sich der Herr Heinevetter strikt an die deutsche Aussprache hält, kommt es schon mal vor, dass die Grete nur Bahnhof versteht. Wie heute Morgen auf dem Balkon.

"Gestern auf fa-ze-book, da war so ein Wi-de-o mit Edgar Wallake. Sie wissen schon, der Hexer. Das war gut, das habe ich ge-li-kett!"

Die Grete brauchte in der Tat ein paar Sekunden. "Sie meinen geleikt, und ganz sicher meinen sie faisbook und den Edgar Wollis." Vor lauter Lachen stolperte die Grete über ihre eigenen Sätze.

Der Her Heinevetter fand das gar nicht witzig.

Überall immer dieses Englisch, wie soll da ein alter Mann mitkommen, die deutsche Sprache verkommt, niemand kann mehr richtig lesen, von Rechtschreibung ganz zu schweigen, die heutige Jugend, keine Werte, rücksichtslos … so ging es in einem fort.

Das Fräulein Grete Meier nickte zu allem nur zustimmend - sie wollte sich heute auf keine Diskussion mit dem Herrn Heinevetter einlassen – und nahm die erstbeste Gelegenheit wahr, um durch die Balkontür in ihre Wohnung zu verschwinden.

Bei einer Tasse Kaffee hat die Grete dann nochmal über den Herrn Heinevetter nachgedacht. Ein bisschen tut er ihr ja leid. Immerhin ist er schon über siebzig. Da fällt es bestimmt schwer, sich an all die neuen Begriffe zu gewöhnen. Andererseits, den Edgar Wallace gab es ja auch schon in einer Zeit, als der Herr Heinevetter noch jung war. Das hätte er nun wirklich wissen können, wie man den Namen ausspricht. Und das der dann immer so verallgemeinert, wenn er sich in Rage redet. Nee, das mag die Grete nicht. Das Lieschen hätte sich bestimmt darüber auch aufgeregt.  

Klar, auch die Grete findet die ganzen englischen Wörter in der Werbung nicht immer gut. Klingt aber oft besser. "Have a break, have a kitkat" hört sich doch auf jeden Fall besser an als "mach mal Pause, hab ein kitkat" ( frei übersetzt von der Grete ). Zumal das mit der Pause ja schon lange Coca-Cola gehört. Somit würde jeder der das kennt denken, man müsste kitkat trinken.

Designed hört sich auch viel besser an als entworfen. Come in and find out ist ebenfalls für den Verbraucher eingängiger als "Komm herein und finde heraus". Zumindest solange man nicht darüber nachdenkt.

Über einiges könnte man sicher nachdenken, ob das sein müsste. Hausmeister bleibt Hausmeister, auch wenn auf dem Kittelschild Facilitymanager steht.

Vor ein paar Wochen ist die Grete selbst mal auf so ein hochgestochenes Wort hereingefallen. Der Rethelskerner, ein Kunde der Firma, hatte das Fräulein Grete Meier zum Essen eingeladen. Die hat sich natürlich geziert. Erst drei Wochen und fünf Rosensträuße später hat sie eingewilligt. Immerhin, auf der Visitenkarte stand in schönen Lettern: Edelbert Rethelskerner, Key Account Manager

Das hat die Grete natürlich beeindruckt. Und galant war der … Türen aufhalten und so, das gefällt der Grete. Na, jedenfalls stellte sich ganz schnell heraus, dass der Edelbert als Vertreter für einen Schlüsseldienst arbeitet. Von wegen Management. Mehr Schein als Sein. Der soll sich mal seine Rosen sonstwohin stecken. Da ist die Grete eisern. 



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