Donnerstag, 14. November 2013

Das Fräulein Grete Meier und 3, 2, 1 ... meins

Das Fräulein Grete Meier und 3, 2, 1 ... meins

Da stand sie nun. Die Grete. Wie ein begossener Pudel. Im wahrsten Sinne des Wortes. Pudelnass nämlich. Von oben bis unten. Dafür hatte ein Busfahrer gesorgt, dem wohl nicht in den Sinn gekommen war, was eine Pfütze, wohlgemerkt eine Riesenpfütze, am Straßenrand so alles anrichten kann, wenn man da mal eben einfach so durchbrettert. Nach dem ersten Schreck wischte sich das Fräulein Grete Meier das Wasser aus dem Gesicht. Dann riskierte sie einen vorsichtigen Blick nach unten. Wasser allein, das wäre ja noch gegangen, dachte sie bei dem Anblick der sich ihr bot. Aber das hier? Das ist wohl eher braune Matschbrühe. Grete unterdrückte einen Fluch. Der schöne rote Mantel. 

Erst am Dienstag abend war das Paket gekommen. Diebisch gefreut hat sich die Grete darüber. Vor allem als sie feststellte, dass der Mantel nicht nur zu ihrem Hütchen passt, sondern angezogen auch noch richtig klasse aussieht. "Und das für so wenig Geld", hat sie zu Frau Heber gesagt, die den Mantel gebührend bewunderte. Frau Heber kam nämlich als erste in den Genuss, Grete im neuen Mantel zu sehen. Schließlich war sie dabei gewesen, als die Grete ihn ersteigert hat. Bei ebay. Denn ohne Unterstützung hätte sich die Grete das nicht getraut.

Aufregend war es gewesen. Ungemein aufregend. Zuerst hat sie mit Frau Heber zusammen einen Account bei ebay angelegt. Und dann haben sie gemeinsam nach roten Mänteln gesucht. Neuware - Auktion. "Nicht Sofortkauf Frau Meier, das ist meistens teurer. Wir bieten!" Grete willigte in alles ein, zumal sie in Frau Heber eine Expertin in Sachen ebay vor sich hatte. Was die dort schon alles ersteigert hat. Und immer viel günstiger als im Geschäft. Grete hat das schon oft bewundert. Und nun sollte sie selbst in den Genuss eines Schnäppchens kommen. Grete war ganz hibbelig. In einen der angebotenen Mäntel hat sich dann die Grete auch sofort verliebt. Größe stimmte, Design und die Farbe. Zumindest auf dem Bildschirm. Und, es hatte noch niemand darauf geboten. "Ist das jetzt gut oder schlecht?", fragte die Grete. "Für uns ist das gut Frau Meier, in zwanzig Minuten läuft die Auktion aus. Da kann sich aber immer noch einen Menge tun. Wir beiten jetzt mal das Mindestgebot, einen Euro, dann sind wir auf jeden Fall dabei." Während der nächsten fünfzehn Minuten führte Frau Heber die Grete in die Geheimnisse des richtigen Bietens ein, bis der Grete ganz schwindelig wurde. "Noch fünf Minuten Frau Meier, jetzt müssen wir aufpassen!" Und die Grete passte auf, wie ein Schießhund. Worauf genau, erschloss sich ihr aber nicht so ganz. Zumindest begriff die Grete zwei Minuten später, dass jemand mehr als den einen Euro geboten hat. Neues Gebot 2,00 Euro. Drei weitere Gebote folgten im Sekundentakt. 12,50 Euro, die Grete wurde nervös. "So bieten sie doch mit Frau Heber, schnell." 
"Nur die Ruhe Frau Meier. Was ist denn ihr Limit?" Limit, Limit. Gretes Gedanken rasten. Also normalerweise würde sie für so einen Mantel bestimmt 200 Euro bezahlen. Aber sie wollte ja sparen. Denn einen passenden roten Mantel hatte die Grete ja schon, aber den wollte sie, weil er doch recht teuer gewesen war, für "gut" lassen. "120 Frau Heber, mehr nicht. Ich weiß ja gar nicht ob die Farbe zum Hütchen passt!" Noch zweiundvierzig Sekunden. Grete zitterte. Und was machte die Frau Heber? Sie gab 181,50 ein und behielt die Uhr im Auge. Gretes Herz hämmerte. So viel wollte sie doch nicht ausgeben. Noch 15 Sekunden. Frau Heber klickte mit der Maus auf einen Button. Danach lehnte sie sich zurück. Grete schaute sie entgeistert an. "Und jetzt?" Frau Heber grinste und zeigte auf den Bildschirm. "Herzlichen Glückwunsch. Sie haben den Artikel für 58,50 Euro ersteigert." Baff war die Grete. Aber sowas von. "Immer alles im Auge behalten, Frau Meier, und wenn die Gebote kurz vor Schluss noch recht niedrig sind, einfach einen sehr hohen Betrag bieten. So schnell kommt da dann keiner mehr mit. Die anderen sehen nämlich nicht, was ich biete. Sind die Gebote schon vorher höher als  mein Limit, dann mache ich erst gar nicht weiter. Das ist nämlich wichtig. Immer ein Limit setzen!"

Ja, so war das gewesen und nun stand das Fräulein Grete Meier patschnass in ihrem neuen roten Mantel am Straßenrand. Das Schnäppchen gönnt mir wohl einer nicht, dachte sie verärgert. Doch schnell tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass eine Reinigung ja nicht so teuer ist und sie trotz der Zusatzkosten immer noch ein gutes Geschäft gemacht hat. Sie kramte ein paar Papiertaschentücher heraus und säuberte sich so gut es eben ging. "Jetzt aber schleunigst zu Lieschen in Cafè", murmelte sie vor sich hin. "Dort ist es wenigstens trocken." 
Als die Grete das Café betrat, sah sie Lieschen schon am Tisch sitzen. Grete stutzte und musste dann grinsen. Denn das Lieschen sah  nicht weniger lädiert als die Grete aus.

Was Lieschen davon hält könnt ihr hier nachlesen ---> KLICK
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2 Kommentare:

  1. Liebe Grete, das tut mir sooo leid, dass der neue Mantel nun schon in die
    Reinigung muss. Aber es hätte ja auch schlimmer kommen können. Das muss
    man sich immer vor Augen führen.
    Einen schönen Abend wünscht dir
    Irmi

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  2. Ach herje nun ist der schöne neue Mantel schon reif für die Reinigung liebe Grete.
    Frau Heber kennt sich gut aus mit Ebay, aber hallo...

    Liebe Abendgrüße
    Angelika

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Da freut sich die Grete aber, dass du was zu sagen hast ...